Vattenfall bald ohne Kohle?

08.10.2014 09:59

Die neue schwedische Regierung will sich künftig komplett von der Braunkohle verabschieden. Dies meldeten diverse Medien am Donnerstag den 2. Oktober 2014. Für die deutsche Tochter vom Staatskonzern Vattenfall heißt das salopp formuliert: Rückzug aus Deutschland. Wie dieser dann ablaufen wird und welche Winkelzüge Vattenfall und seine politischen Vasallen in Brandenburg, Berlin und Hamburg dabei noch machen werden, ist natürlich offen.

Aber wie soll es denn weitergehen angesichts verheerender Landschaftszerstörung und extremer CO2-Emissionen. Die deutschen Vattenfall-Kraftwerke sollen immerhin mehr CO2 emittieren als ganz Schweden. Und dann gibt es natürlich noch die Energiewendebeschlüsse in Deutschland. Hier gefährden die Braunkohle-Dreckschleudern den gesamten Markt für effizientere fossile Gaskraftwerke und sie werden ihn wohl dauerhaft komplett zerstören, wenn sie am Netz bleiben.

Auf der anderen Seite gelten Braunkohle-Kraftwerke als wichtige Säule der Energiewirtschaft und als Garant für billigen Strom in der klassischen Energiewirtschaft. Wenn nun die schwedische Regierung keine neuen Braunkohle-Tagebaue in Deutschland mehr unterstützen will, bedeutet dies aber, dass in etwa 10 bis 12 Jahren ohnehin Schluss ist, es sei denn man importiert Kohle aus dem Ausland. Das wäre das Ende der Kohle-Baggerei in der Lausitz und damit auch das Ende der billigen Brennstoffversorgung für die Dreck- und Giftschleudern von Vattenfall.

Nun wird gerade in diesen Tagen in Brandenburg ein neuer Koalitionsvertrag zwischen der Kohle-hörigen SPD und der mittlerweile gegen den Braunkohleabbau stehenden Linken geschlossen. Angesichts der Ansagen aus Schweden ist das mehr als pikant. Denn tut die SPD weiter so, als gäbe es keine lautstarken Signale vom Ende der Braunkohleindustrie in Brandenburg, dann ist ihr überhaupt nicht mehr zu helfen. Im Gegenteil: Für diesen Fall müsste man die SPD und den Ministerpräsidenten Woidke mehr als nur angehen - im Grunde müsste die ganze Bande dann wegen grob fahrlässiger Existenzzerstörung einer ganzen Region vor Gericht. Das geht natürlich nicht, schon gar nicht bevor das überhaupt eintritt. Und bis dahin ist Woidke dann wohl eh in Rente, wenn die Verantwortlichen den Menschen in der Region schulterzucken sagen: Habt ihr halt Pech gehabt, ist nun doch zu Ende mit der Braunkohle. Gerade wir in der Solarbranche wissen, wie arrogant das „Pech gehabt“ auch von Parteimitgliedern der GRÜNEN und von Sigmar Gabriel kommt. Ist dann halt so. 

Aber die Folgen des Ausstiegs aus der Braunkohle in der Region könnten auch aktiv gemildert werden. Im Grunde in ganz Deutschland, denn auch in anderen Regionen verlieren Menschen ihre Jobs in der alten Energiewirtschaft, und diese können nicht überall durch mehr Arbeitsplätze im Bereich der Erneuerbaren Energien kompensiert werden. Wenn man aber zum Beispiel den Kohleausstieg endlich in die Planungen mit einbeziehen würde und frühzeitig an diesen Veränderungen arbeitet, dann würde die Entwicklung natürlich auch besser verkraftbar werden, beispielsweise dadurch, dass man in den betroffenen Regionen neue Arbeitsbereiche aufbaut. Ob das gelingt ist fraglich, denn die SPD ist nicht allein mit der kurzsichtigen Politik. Hört man, wie der Egomane Seehofer (CSU) plötzlich wieder die Energiewende generell in Frage stellt, dann fällt einem wenig ein.

Mein Verständnis für politikverdrossene Menschen wächst, denn auch GRÜNE und Linke liefern derzeit wenig gute Beiträge zur Energiewende. Es gilt, die großen Chancen aber auch Notwendigkeiten in der Öffentlichkeit klar zu benennen und mit guten Vorschlägen politisch zu unterfüttern. Die Große Koalition wird vermutlich weiter dilettieren. Mal sehen wie das endet. Für die Menschen in der Lausitz endet es sicher mit dem Tag X an dem die Regierungen ihre Fassungslosigkeit über die Exit-Entscheidung von Vattenfall heucheln und der Firma die Schuld für das eigene Versagen rüberschieben. Nicht, dass mir Vattenfall und sein Europchef Hataka (ja, das ist der mit dem Solarmonster)? dafür leid täten. Vattenfall muss für seine Art in Deutschland Strom zu produzieren auch weiterhin kritisiert werden.

Quelle: © pv-magazine.de 2014. Autor: Karl-Heinz Remmers

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