Strompreise könnten sinken
04.07.2013 17:14
Würden die Energieversorger die sinkenden Strompreise an der Börse an den Endkunden weitergeben, könnte der Haushaltsstrompreis im nächsten Jahr trotz steigender EEG-Umlage sinken. Zusätzliche Preiseffekte können durch gerechte Besteuerung von Ökostrom und den forcierten Handel mit Kohledioxidzertifikaten ausgelöst werden.
Die Strompreise für die Privathaushalte könnten trotz weiter steigender EEG-Umlage im nächsten Jahr um 0,6 Cent pro Kilowattstunde sinken und auch in den nächsten Jahren weiter fallen. Voraussetzung ist, dass die Energieversorger die günstiger werdenden Strompreise an der Börse an den Endkunden weitergeben. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Studie des Öko-Instituts in Berlin im Auftrag von Greenpeace.
Die gesamten Systemkosten betrachten
Entscheidend für die Entwicklung der Strompreise für Privathaushalte ist die Summe aus Börsenstrompreisen und EEG-Umlage. Dazu kommen noch Abgaben wie die Konzessionsabgabe, Steuern und die Sonderabgabe für die Offshoreanbindung. „Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass allein der Blick auf die EEG-Umlage nicht ausreicht, um die entscheidende Frage, wie sich die Förderung der erneuerbaren Energien auf die Kosten der Stromversorgung auswirkt, nicht ausreicht“, erklärt Felix Matthes, Forschungskoordinator für Energie- und Klimapolitik am Öko-Institut. Statt dessen sollte die Bewertung der Strompreisentwicklung für Privathaushalte von der alleinigen Betrachtung der EEG-Umlage auf die Systemkosten als Indikator umgestellt werden.
Reduzierung der Industrieausnahmen
Seit vergangenem Jahr ist der Börsenstrompreis um 20 Prozent gesunken. Der Großhandelspreis liegt derzeit bei unter vier Cent pro Kilowattstunde. Der spielt wiederum für die Berechnung der EEG-Umlage eine besondere Rolle, da er die Höhe der Erlöse aus der Vermarktung für Solar-, Wind- und Biomassestrom wesentlich bestimmt. Für das nächste Jahr erwarten die Experten vom Öko-Institut eine weitere Senkung der Strompreise an der Börse um etwa acht Prozent. Dieser massive Einbruch des Strompreises an der Börse sorgt zwar für einen Anstieg der EEG-Umlage. Schließlich steigt dadurch die Differenz wischen an der Börse erzielten Verkaufspreisen und der garantierten Einspeisevergütung für Solar-, Wind- und Biomassestrom. Doch wenn die Energieversorger gleichzeitig die günstigeren Preise an die Endkunden weitergeben, würde dies die steigende EEG-Umlage mehr als ausgleichen. „Strom aus erneuerbaren Energien wird immer günstiger. Doch bislang profitiert hauptsächlich die Industrie davon“, resümiert Andree Böhling, Energieexperte bei Greenpeace. „Die Bundesregierung könnte mit einfachen politischen Mitteln Privathaushalte und Mittelstand entlasten“, sagt er. Ein Ansatzpunkt ist die Reduzierung der ungerechtfertigten Ausnahmen für die Industrie. Allein dadurch würde die EEG-Umlage um etwa zwei Cent pro Kilowattstunde sinken. Eine faire Besteuerung der Stromerzeugung könnte sich ebenfalls positiv auf die Endkundenpreise auswirken. Schließlich verursacht die Stromerzeugung aus Photovoltaik-, Wind- und Biomasseanlagen erheblich weniger gesellschaftliche Folgekosten. Würde das bei der Stromsteuer berücksichtigt, indem Ökostrom geringer oder gar nicht besteuert wird, könnte das Preissenkungen von 0,8 Cent pro Kilowattstunde auslösen.
Quelle: photovoltaik.eu| photovoltaik.eu © pv partners AG